Historie der SiN

Von der Initiative zur Institution

Wenn man an die Anfänge der Notfallseelsorge im Kreis Groß-Gerau denkt, kommt man an Pfarrer Marcus Paul Gärtner und Dekan Tankred Bühler nicht vorbei.

Am 7. Februar 1996 stürzte ein Flugzeug der Birgenair ab. Zu betreuen waren auch Angehörige am Flughafen Frankfurt/Main.

Als Pfarrer Gärtner davon hörte, meldete er sich bei der Flughafen-Seelsorge und bot seine Mithilfe bei der Betreuung an. Sein Angebot wurde dankbar angenommen.

Im Nachgespräch wurde bei Dekan Bühler der Gedanke geboren, dass es für "seelische Notfälle" eine Gruppe freiwilliger Menschen, die ehrenamtlich die Aufgabe einer seelischen Betreuung / Notfallseelsorge übernehmen würden, geben sollte. Auf seine Initiative hin wurden evangelische und katholische Pfarrer angeschrieben, ebenso die Mitarbeiter der Rettungsdienste.

Viele Pfarrer reagierten zurückhaltend auf die Anfrage. Deutlich mehr Interesse zeigten die Hilfsorganisationen, hier besonders das DRK.

Man traf sich zu ersten Vorgesprächen und es bildete sich eine "Arbeitsgruppe Notfallseelsorge", die sich im ersten Halbjahr 1998 mehrmals traf. Orientieren wollte man sich am Verein SiN-Wiesbaden.

Viele Informationen mussten eingeholt werden, unzählige Gespräche wurden geführt. Mit dem Amt für Gefahrenabwehr und der Zentralen Rettungsleitstelle musste die weitere Vorgehensweise abgestimmt werden. Material, wie Melder, Jacken, Taschen mussten organisiert, Zuschüsse beantragt werden und und und…

…und dann war es endlich soweit: Am 9. Oktober 1998 wurde der Verein "Seelsorge in Notfällen - SiN Groß-Gerau" gegründet. 21 Gründungsmitglieder nahmen an dieser Versammlung teil. Einstimmig wurde Markus Paul Gärtner zum Vorsitzenden gewählt.

Wie ging es weiter ?

Nachdem die ersten sechs NotfallseelsorgerInnen eine Ausbildung beim DRK Gelnhausen als Kriseninterventionshelfer absolviert hatten, konnte das Angebot einer "Nachsorge für Einsatzkräfte" gemacht werden.  Start hierfür war der 1. April 1999.

Zu dieser Zeit waren 6 NotfallseelsorgerInnen aktiv. Der erste Einsatz wurde absolviert und der Verein hatte insgesamt 30 Mitglieder (6 Aktive und 24 Fördermitglieder).

Mit Herrn Staubach (Amt für Gefahrenabwehr) wurde vereinbart, dass sich nach einer Alarmierung ein/e NotfallseelsorgerIn "baldmöglichst, maximal innerhalb von 12 Stunden" melden sollte.

Am 26.April 1999 wurde in Geinsheim der Kooperationsvertrag mit SiN Wiesbaden geschlossen. Als Starthilfe hatten die Wiesbadener NotfallseelsorgerInnen sechs Jacken, Helme und Taschen mitgebracht.

Ein großer Tag war der 5. Februar 2000, der offizielle Beginn für Wochenenddienste. Von Freitag 18:00 Uhr bis Sonntag 24:00 Uhr waren jeweils zwei NotfallseelsorgerInnen in Dienstbereitschaft. Angefangen mit 15 NotfallseelsorgerInnen, schrumpfte die Zahl der Aktiven bis Juli 2000 auf 8 ehrenamtliche MitarbeiterInnen.

Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 6. November 2000 wurde Dekan Tankred Bühler zum Vorsitzenden gewählt.

Im Jahr 2001 hatte der Verein insgesamt 42 Mitglieder.

Im April 2001 wurde auf Wunsch der zentralen Leitstelle Groß-Gerau das Pilotprojekt "Provisorische 24-Stunden-Rufbereitschaft" gestartet.

In den Jahren 2002 und 2003 versuchten die SiN-Aktiven bei Alarmierungen (Tag und Nacht) zur Verfügung zu stehen.

Das klappte nicht immer, trotzdem hatte sich SiN bei Leitstelle, Polizei und Notärzten einen guten Namen geschaffen.

Die Arbeit wurde sehr positiv bewertet. Bei einem Gespräch Anfang Oktober 2003 mit Polizei und Notarzt wurde der Wunsch geäußert, dass "es die SiN hoffentlich noch lange gibt..."

Am 1. September 2003 wurde dem Verein vom Dekanat Groß-Gerau Heiko Ruff-Kapraun, Pfarrer für Notfallseelsorge, zur Seite gestellt. Heiko Ruff-Kapraun wollte sich verstärkt um die Ausbildung neuer NotfallseelsorgerInnen kümmern und hat das auch intensiv getan.

Bei der Jahreshauptversammlung am 8. Dezember 2003 wurde Klaus Blömeke zum Vorsitzenden gewählt. Aus beruflichen Gründen musste er dieses Amt im November 2005 vorzeitig aufgeben. Monika Beemelmann führte den Verein als kommissarische Vorsitzende bis zur nächsten Jahreshauptversammlung.

Im Januar 2005 konnten 12 neue NotfallseelsorgerInnen ihre ehrenamtliche Arbeit aufnehmen. Der erste eigene Ausbildungsgang zum NotfallseelsorgerInnen war ein voller Erfolg. Da die Zahl der Aktiven immer mehr zurück gegangen war und lange Zeit der 24-Stunden-Dienst von 5 NotfallseelsorgerInnen aufrecht erhalten wurde, war der Einführungsgottesdienst ein Tag der besonderen Freude für alle. Jetzt standen wieder 17 Aktive bereit, es konnte ein 4-Wochen-Dienstplan erstellt und die Arbeit auf viele Schultern verteilt werden.

Regelmäßige Fortbildungen mit internen und externen Referenten, abwechselnd mit Reflexionen, für die vom Dekanat Groß-Gerau als Supervisor Pfarrer Krieger gestellt wurde, sorgten dafür, dass sich die Gruppe der SiN Aktiven zu einer homogenen und gut ausgebildeten Gemeinschaft entwickeln konnte.

Bei der Jahreshauptversammlung am 20. Februar 2006 wurde Gudrun Hänel zur Vorsitzenden gewählt.

Auch im Jahr 2007 ging es positiv weiter: ein zweiter Ausbildungsgang, in Verantwortung von Heiko Ruff-Kapraun, sorgte für ein Aufstocken der aktiven Mitgliederzahl. Neun neue MitarbeiterInnen konnten ihre SiN-Arbeit aufnehmen. Die Integration der „Neuen“ in die Gruppe der erfahrenen NotfallseelsorgerInnen verlief auch hier problemlos.

Alle MitarbeiterInnen wurden einheitlich ausgestattet: Gelbe Westen, Ausweise, Polo-Shirts, die dank einer Spende angeschafft werden konnten sowie Langarm-Polo-Shirts für die kalte Jahreszeit.

Eine großzügige Spende zum Jahresende 2008 machte es möglich, für alle Aktiven warme, winddichte Winter-Fleece-Jacken anzuschaffen.

Mitte 2009 konnten noch einmal 5 neue Aktive nach einer weiteren internen Ausbildung in unserer Mitte begrüßt werden.

Im Dezember 2012 wurden wieder per Anzeige neue aktive Mitglieder gesucht. Nach erfolgter Ausbildung durch das Evangelische Dekanat konnten im Juni 2013 tatsächlich  10 neue Aktive ihren Dienst antreten.

Mitte 2014 hat das Evangelische Dekanat den neuen Pfarrer für Seelsorge Michael Scherer-Faller ernannt, der den bisherigen Pfarrer Heiko Ruff-Kapraun ablöste und bis März 2019 uns zugeordnet war.

Im Februar 2015 schied der gesamte Vorstand unter der 1. Vorsitzenden Gudrun Hänel aus dem Amt. Ein neuer Vorstand unter Vorsitz von Jörg Brummer wurde ohne Gegenstimmen gewählt.

Bei der Mitgliederversammlung im März 2016 konnten nach erfolgreicher Ausbildung weitere 5 neue Aktive in den Dienst übernommen werden. Eine Gruppe von 4 Notfallseelsorger ist zukünftig für die Prävention und Nachsorge von Rettungskräften verantwortlich. Fünf Aktive haben die L-PSNV Ausbildung absolviert und stehen dem Kreis Groß-Gerau bei Großschadensfällen zur Verfügung.

Dank großzügiger Spenden der Firmen MERCK und EPRIMO konnten für alle Aktiven Digitalmelder angeschafft werden. Da sich die Farben der Einsatzkleidung von Gelb in Violett geändert hatte, wurden auch hier für alle Aktiven neue Einsatzkleidung beschafft.

 

Im März 2018 wurde der bisherige Vorstand für weitere 3 Jahre wiedergewählt.

 

Seit dem 01.09.2019 ist Frau Christine Zahradnik, Pfarrerin für Notfallseelsorge, für die Dekanate Groß-Gerau-Rüsselsheim und Kronberg uns beigeordnet.

 

Momentan (Januar 2021) arbeiten bei SiN Groß-Gerau 42 aktive NotfallseelsorgerInnen ehrenamtlich. 59 Fördermitglieder unterstützen den Verein finanziell.